Hilfseinsatz im Hochwassergebiet: BSBD-OV Münster übt Solidarität mit den Opfern
Die meisten können sich noch gut an die Folgen der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 erinnern. In der Eifel ging eine exorbitant hohe Niederschlagsmenge nieder, binnen weniger Stunden verwandelten sich kleine Bäche und Flüsse in reißende Ströme. Zerstörerische Wassermassen prasselten zu Boden, Dutzende Menschen starben, die ganze Region war ein einziges Katastrophengebiet.
Die Topographie der Eifel sorgte dafür, dass das Wasser, das auf gesättigten Böden kaum abfließen konnte, kanalisiert wurde. Die intensiven Regenfälle bewirkten Pegelstände auf Rekordniveau, sie wurden geradezu pulverisiert. Und da auch der Katastrophenschutz auf so ein Ereignis nur unzureichend vorbereitet war, konnte das Wasser auch weiter flussabwärts noch immense Schäden anrichten. Seither ist für die Betroffenen nichts mehr so, wie es einmal war. Auch wer persönlich keine Menschenleben zu beklagen hatte, dessen Lebenssituation hatte sich doch von einer Stunde auf die andere radikal verändert.
Die Hilfsbereitschaft der Gesellschaft war groß. Viele spendeten, weil die meisten Betroffenen alles verloren hatten und oft nur noch besaßen, was sie am Körper trugen. Die Wassermassen hatten ganze Lebensentwürfe zerstört und fortgerissen. In dieser Situation wurde im Ortsverband Münster der Gedanke geboren, man könne über die finanzielle Unterstützung hinaus handfeste Hilfe leisten. Durch den stv. BSBD-Landesvorsitzenden Stefan Leif, der ehrenamtlich im Infopoint Swisttal-Odendorf mitarbeitet, wurde die bereits latent vorhandene Motivation noch verstärkt. Er vermittelte, dass noch viele Hände gebraucht werden, um beschädigten Wohnraum wieder nutzbar zu machen.
Schnell fasste der BSBD-Ortsverbandsvorstand den Entschluss, die Opfer der Hochwasserkatastrophe tatkräftig zu unterstützen. Da im Vollzug handwerkliches Know-How zur Genüge zur Verfügung steht, fanden sich schnell sieben Kollegrinnen und Kollegen, die sich mit ihren spezifischen Kenntnissen und Fähigkeiten einbringen wollten. Mitte November war es dann so weit, der Münsteraner „Hilfskonvoi“ machte sich auf den Weg ins rd. 200 km entfernte Krisengebiet.
Bereits kurz vor dem Ziel in Zwisttal waren die durch die Wassermassen verursachten Schäden nicht mehr zu übersehen. Bei manchem Helfer kam der Gedanke auf, wie man sich wohl selbst fühlen und verhalten würde, wenn man buchstäblich vor dem Nichts stünde. Um der Trübsal nicht zu viel Raum zu geben, wurden die Helfer nach einem überaus freundlichen Empfang zur Arbeit eingesetzt. Zunächst waren in einem Einfamilienhaus in Zülpich rd. 200 qm Gipsputz von den Wänden zu stemmen und eine Betontreppe rückzubauen. Mit schwerem Gerät ging es sofort los mit der staubigen Arbeit.
Perfekte Arbeitsteilung, professionelle Organisation und motivierter Arbeitseinsatz stellten sicher, dass die Münsteraner Helfer nach siebenstündigem Einsatz mit einiger Genugtuung auf ihr Arbeitsergebnis blicken konnten. Der Arbeitsauftrag wurde qualitativ hochwertig erfüllt, die Baustelle besenrein verlassen. Die Helfer hatten einer Familie einen großen Dienst erwiesen und ihnen Hoffnung für die Zukunft gegeben. Viele Betroffene verfügen nämlich über keine Elementargebäudeversicherung und stehen deshalb vor enormen finanziellen Problemen. Zwar haben Bund und Land großzügige Unterstützung zugesagt, trotzdem bleibt die Verunsicherung so lange, bis man belastbare Fakten oder den Bewilligungsbescheid in Händen hält.
Der Hilfseinsatz hatte doch mehr an den Kräften gezehrt, als das Münsteraner Team sich eingestehen wollten. Man war daher froh, sich in einem schönen Hotel in Heimerzheim von den Strapazen des Tages ausruhen zu können. Auch das Hotel war durch das Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen worden. Da das Münsteraner Team als Helfer angekündigt war, ermöglichte das Hotelmanagement trotzdem eine Unterbringung zum Vorzugspreis.
Am zweiten Tag wurden die vollzuglichen Helfer damit beauftragt, in der Nähe des Infopoints Swisttal-Odendorf ein altes Fachwerkhaus provisorisch zu dämmen. Ziel war es, die Wohnung in einen Zustand zu versetzen, dass deren Nutzung durch die dort lebende Familie auch während des Winters möglich ist.
Auch dieser Aufgabe entledigte sich das Team aus Münster mit großem Sachverstand und fachlichem Können. Nach dem Arbeitseinsatz wurde die tatkräftige Hilfeleistung nochmals reflektiert. Ein Teilnehmer schilderte, dass ihm der Arbeitseinsatz sinnbildlich vor Augen geführt habe, wie wichtig Solidarität und Zusammenhalt auch in unserer heutigen Gesellschaft sind. Die Münsteraner Kolleginnen und Kollegen konnten sich im Krisengebiet davon überzeugen, dass gegenseitige Unterstützung und gemeinschaftliches Handeln buchstäblich Berge versetzen kann. Der Aufbruch in eine hoffentlich glückliche Zukunft ist an vielen Stellen bereits gemacht.
Es waren zwei anstrengende Tage, die von den Teilnehmern viel forderten. Trotzdem trat man die Heimfahrt entspannt und mit der festen Überzeugung an, einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Lage der Hochwasseropfer und zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft geleistet zu haben.
Friedhelm Sanker